Hackathon der Bundesregierung

#WirVsVirus – Hacken im Auftrag der Bundesregierung

Von Henrik Volkmann

Am vergangenen Wochenende fand der wohl bis dato größte Hackathon der Welt statt. In Zeiten der Coronakrise haben über 44.000 Menschen an digitalen Projekten zur Lösung der Coronakrise gearbeitet. Wie der Hackathon ablief und was dabei herauskam, berichtet Henrik Volkmann aus dem Team #liquidebleiben.

Was ist eigentlich passiert?

Der zündende Funke kam aus Estland. Dort wurde vor zwei Wochen ein Hackathon gegen die Coronakrise veranstaltet. Ziel war es, dass engagierte Entwickler und auch ganz normale Bürger ohne Vorkenntnisse, gemeinsam an Problemen der Coronakrise arbeiten und Lösungen für Probleme des Alltags in der Quarantäne entwickeln.

In Deutschland stießen Initiativen wie Tech4Germany, Code for Germany und einige weitere Initiativen auf diese Idee und dachten sich, dass man das auch in Deutschland veranstalten könnte.

Gesagt, getan. Eine Woche später fand dann – unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung – der #WirVsVirus Hackathon statt. Über 44.000 Menschen haben letztlich teilgenommen, an über 800 Challenges gearbeitet und viele kreative Lösungen entwickelt.

Wie lief das Event ab?

Am Freitagabend begann der Hackathon mit einem Livestream der Organisatoren, einer Ansprache von Dorothee Bär und dann ging es auch schon los. Gearbeitet wurde in einem Slack-Workspace. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl kam es zu dem Problem, dass nicht alle gleichzeitig registriert werden konnten. Daher mussten die Organisatoren den CEO von Slack via Twitter kontaktieren, was dann auch zum Erfolg führte. Im Verlauf des Hackathons übertrugen die Organisatoren immer wieder Ansprachen via Livestream oder durch Nachrichten in Slack. Doch insgesamt lief die Kommunikation, die ja nur über das Internet stattfinden konnte, verhältnismäßig reibungslos ab.

Wie fanden die Teams zueinander?

Nachdem nach und nach alle Teilnehmer arbeitsbereit waren, ging es daran, Teams zu finden. Sortiert nach Aufgabenbereichen und Challenges, die vorher von anderen Experten bei der Organisation eingereicht werden konnten, wählten die Teilnehmer ihren Channel, wo sich anschließend Teams formierten.

Man muss sich vorstellen, dass am Anfang 44.000 Menschen unkoordiniert ihren Weg in einen Raum suchen und dort auch noch Kooperationspartner bzw. Teams finden wollen. Das führte dazu, dass der Anfang recht hektisch verlief. Doch spätestens am Samstag waren die meisten Teams personell gut aufgestellt und konnten richtig in die Arbeit starten.

Wie lief die Kommunikation?

Da alle Teilnehmer nur von ihrem heimischen Schreibtisch aus teilnehmen konnten, gestaltete sich die Kommunikation schwieriger als bei anderen Hackathons. Die Teams konnten zwar über Slack Nachrichten schreiben, die meisten haben sich jedoch anderweitig organisiert, zum Beispiel durch Google Sheets, regelmäßige Videotelefonate etc.

Was ist ein Hackathon?

Bei der Bezeichnung handelt es sich um eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen „Hacking“ und „Marathon“. Sie beschreibt einen Wettbewerb zwischen Teams, die innerhalb einer bestimmten Zeit eine Software entwickeln müssen. Meist findet der Hackathon unter einer bestimmten Aufgabenstellung statt.

An welchem Projekt habt ihr gearbeitet?

Wir haben mit einem großartigen Team aus Investmentbankern, Programmierern, Beratern und Juristen an einer Plattform gearbeitet, die es erleichtert, im mittlerweile großen Dschungel an Soforthilfemaßnahmen für von Corona betroffene Unternehmen die passende Hilfe zu finden und die Antragsarbeit zu erleichtern. Dazu haben wir eine Datenbank entwickelt, in der alle Programme der Länder und des Bundes, Kredite der KfW etc. aufgeführt werden und kategorisiert sind. Durch wenige Fragen kann sich der Nutzer bis zu den für ihn passenden Programmen durchklicken, indem er die dafür relevanten Unternehmensdaten eingibt. Am Ende erhält er eine Empfehlung, welche Programme für ihn passend sind und kann dann mit einem Klick den Antrag ausfüllen und an die richtige Stelle senden, was gerade jetzt viel Zeit sparen kann. Das Projekt ist zu finden auf www.wir-bleiben-liqui.de

Wie geht es jetzt weiter?

Am Sonntag wird eine Jury die Gewinner des Hackathons küren. Wir hoffen natürlich, dass es gereicht hat. Doch auch so geht es bei uns weiter, und zu gewinnen gibt es ohnehin keine Preise. Alle Teilnehmer sind dabei, weil sie in dieser Krisensituation etwas Sinnvolles beisteuern wollen.

Unser Team arbeitet weiter an der Plattform und hat mittlerweile die ersten Banken und Unternehmen gewinnen können, die bereits mit uns zusammenarbeiten. Auch eine Fortsetzung des Projekts ist langfristig durch das Unternehmen www.taxy.io gesichert.

Ein weiteres im Rahmen des Hackathons entstandenes Projekt lautet \"Corona Legal Chatbot\":

Der Corona Legal Chatbot soll jede Frage im Zusammenhang mit den rechtlichen Auswirkungen um Covid-19 beantworten können. Egal, ob ein Unternehmer eine Frage zum Arbeitsrecht oder den Corona-Hilfsprogrammen der Regierung stellt oder ein Verbraucher sich mit Fragen zum Reiserecht an ihn wendet.

Der Corona Legal Chatbot kann durch Rechtsexpertes und Vertreter von Behörden mit Antworten gespeist werden. Dabei können die eigenen Kontaktdaten für weitere Fragen oder eine rechtliche Beratung hinterlassen werden. Dies funktioniert unter: www.coronalegalchatbot.de

Die Entwickler sind keine Mediziner oder Virologen. Mit dem Corona Legal Chatbot möchten Sie dennoch vor dem Hintergrund ihrer eigenen Expertise einen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krise leisten.

Weitere Beiträge

Henrik Volkmann ist Gründer und Vorstandsvorsitzender des Non-Profits recode.law und studiert Jura an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Neben Stationen in Großkanzleien und Investment-Boutiquen hat er auch Erfahrungen im Startup-Bereich gesammelt und beschäftigt sich vorrangig mit der Digitalisierung in der Rechtsbranche.

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