Recht 2030

Rezension des Buches „Recht 2030: Legal Management in der digitalen Transformation“

Von Patrick Prior

Das Buch „Recht 2030“ der Herausgeber Dr. Anette Schunder-Hartung und Prof. Dr. Martin R. Schulz widmet sich dem Thema „Legal Management in der digitalen Transformation“. Es versteht sich dabei ausdrücklich nicht als weiteres Legal Tech-Buch, sondern stellt klar, dass „bloßes Legal Tech auf dem Rechtsmarkt der Zukunft nicht genügen wird“.

Dies sind auch Kernaussage und Anspruch der Publikation. Auf über 400 Seiten wird in 31 Kapiteln umfangreich über die zukünftige Arbeit in Kanzleien und Rechtsabteilungen geschrieben. Die über 30 Autorinnen und Autoren sind sehr unterschiedlich und stammen aus Sozietäten, Unternehmen oder Hochschulen. Das Werk untersucht die interne Steuerung der digitalen Transformation in Kanzleien und Unternehmen, um sich dann externen Wirkbereichen, wie zum Beispiel dem Wandel der Automobilbranche, zuzuwenden.

Die Basics hinter den Buzz Words – Design Thinking, Big Data, Smart Contracts & Co.

Im ersten Teil werden zunächst Einblicke, Grundlagen und Strategien besprochen. Motto: „Im Zuge der digitalen Transformation unterliegen auch Rechtsdienstleistungen einem radikalen Wandel.“ Kommunikation, Design Thinking, agile Methoden, Scrum – all das sollten keine Fremdworte mehr für moderne Anwälte und Anwältinnen sein. Auch Datenschutz, Big Data, Blockchain, IoT und Smart Contracts werden angesprochen.

In Teil zwei des Buches wird die Transformation in der Anwaltskanzlei erörtert. Dies fängt an bei der Wahl der richtigen Partner und einer strategischen Ausrichtung der Kanzlei. Es folgen Erfahrungen aus dem Legal Management und einer erlebten Eigendisruption von Peter Lotz. Er schildert, wie in der Kanzlei mit dem Wandel konstruktiv umgegangen wurde. Es folgen anwaltliche Akquise in der Zukunft, Einsatz digitaler Tools als Verkaufsargumente und die Rolle von Legal Tech in der anwaltlichen Beratung. Auch regelbasierte Systeme und der Einsatz von KI werden angesprochen und am Ende darf auch die Blockchain-Technologie im Notariat nicht fehlen.

Legal Tech und Rechtsabteilungen

Im dritten Teil des Werkes geht es um das Transformationsfeld Rechtsabteilung. Es wird aufgezeigt, wie sich der Rechtsmarkt verändern wird, welche Legal Operation Management Strategien in Rechtsabteilungen verfolgt werden sollten und welche Herausforderungen die Rechtsabteilungen in der Zukunft durch die Digitalisierung des eigenen Unternehmens haben werden.

Im vierten Teil werden ausgewählte Beratungsgebiete besprochen, wie z. B. der Einsatz von Legal Tech bei M&A in der Due Diligence. Außerdem besprechen die Autor/innen auch interne Untersuchungen in Unternehmen (eDiscovery), Blockchain, Big Data und Daten als Rohstoff bei juristischen Bewältigungen und IT-Compliance.

Der fünfte Teil des Werkes steht unter dem Titel „Schnittstellen und Funktionen“ und widmet sich Innovationspotentialen und Herausforderungen für Anwälte/innen. Dabei werden auch Punkte wie der „Erfolgsfaktor Kanzleikommunikation“ oder die Marktentwicklung und Markenbildung von Kanzleien angesprochen – außerdem KI im Recruiting-Prozess, Legal Chatbots und spezielle Themen, wie die Transformation der Automobilbranche durch autonomes Fahren.

Das Buch endet mit dem sechsten Teil, einem Ausblick und interessanten Zukunftsthesen – zum Beispiel, dass nicht-juristische Kenntnisse wie IT-Kompetenzen für die Wettbewerbsfähigkeit einer Kanzlei immer wichtiger werden.

Fazit – Legal Tech aus Theorie- und Praxissicht

Insgesamt stellt sich das Buch „Recht 2030“ als sehr vorausschauend, analytisch und theoretisch dar. Teilweise sind aber auch praxisnahe Erfahrungen und konkrete Tipps zu finden, die direkt umgesetzt werden können. Die Zielgruppe des Buches liegt hauptsächlich im Bereich der großen und mittelgroßen (Wirtschafts-)Kanzleien und Unternehmensjurist/innen. Dies schlägt sich auch im aufgerufenen Preis des Werkes nieder, der mit 149 Euro im Vergleich zu ähnlichen Büchern eher im oberen Bereich angesiedelt ist. Insgesamt ist das Werk absolut zu empfehlen, auch weil es deutlich andere inhaltliche Schwerpunkte setzt, als die bereits vorhandenen Legal Tech-Bücher. Dazu zählen u. a. Legal- und Prozessmanagement-Themen, die unabhängig von Legal Tech für sich stehen, von der aktuellen Entwicklung aber maßgeblich geprägt werden. Die im Buch besprochene strategische Ausrichtung von Kanzleien, ein optimiertes Legal Management und die Chancen der Digitalisierung für Juristen sind sicherlich neben Legal Tech die wichtigsten Themen der nächsten Jahre.

Recht 2030

Recht 2030

Schulz / Schunder-Hartung (Hrsg.)
Deutscher Fachverlag GmbH, Fachmedien Recht und Wirtschaft, 2019, ISBN 978-3-8005-0001-7, 900 Seiten, 149,00 EUR, auch als E-Book erhätlich.

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Foto: Buchcover "Recht 2030"
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Patrick Prior ist Jurist, Legal Tech-Experte und Inhaber der Legal Tech Software- und Beratungsfirma Advotisement®. Außerdem betreibt er das Legal Tech-Verzeichnis.

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