Legal Hackathon

„Alle waren bereit, gemeinsam etwas zu schaffen“

Erfahrungsbericht vom Legal Hackathon 2022

Von Kristina Hunger Anna Balmes

Der Legal Hackathon 2022 von Wolters Kluwer, der Kanzlei Ebner Stolz, dem Gateway der Uni Köln und dem Legal Tech Lab Cologne brachte wieder zahlreiche Praktiker:innen aus den Bereichen Jura, IT, Produktmanagement und Design zusammen. In ihrem Erfahrungsbericht schildern Energierechtsanwältin Kristina Hunger und Legal Designerin Anna Balmes, was einen Hackathon ausmacht und wie die von Kristina eingebrachte Idee „Positive Energy“ schließlich von der Jury auf Platz 1 gewählt wurde.

Am Freitagabend wussten wir noch nicht, was uns beim Legal Hackathon erwartet und ob wir wirklich das gesamte Wochenende dabeibleiben. Am Sonntag gingen wir dann aber voller Energie aus dem Wochenende und waren einfach froh, beim Legal Hackathon dabei gewesen zu sein. Und das lag nicht nur daran, dass wir am Ende mit unserem Portal „Positive Energy“ den ersten Platz belegten. Vor allem hat uns begeistert, welche Energie unter allen Teilnehmenden herrschte, und es hat uns sehr inspiriert, aus der eigenen „Bubble“ herauszukommen und mit Menschen unterschiedlicher beruflicher Hintergründe und Erfahrungen zusammenarbeiten.

Die Arbeit im Team

Der erste spannende Moment war die Bildung der verschiedenen Teams. Auch Teilnehmer:innen, die zuvor selbst eine eigene Idee gepitcht hatten, schlossen sich uns an und das Team „Positive Energy“ war bereit. Mit einer Energierechtsanwältin, einer Legal Designerin, einer Legal Product Managerin, einem Informatiker und zwei Jura-Student:innen waren wir sehr gut und breit aufgestellt – aber wir waren eben auch komplett neu zusammengewürfelt. Nach einem nur kurzen Kennenlernen ging es direkt los: mit einem Crashkurs Energierecht und einer kurzen Einführung in Legal Design. Im Team hatten wir uns darauf geeinigt, diese Methode zu nutzen. Was wir schnell merkten: Es gelang uns sehr gut, die unterschiedlichen Hintergründe und Ansichten im Team übereinander zu bringen.

Die Methode Legal Design hat uns sehr dabei geholfen, einen roten Faden bei der Entwicklung des Portals zu haben – und dabei vor allem nutzerzentriert vorzugehen. Als am Samstagmittag die anderen Teams schon dabei waren, Prototypen ihrer Lösungen zu bauen, diskutierten wir noch über Problem und Nutzer. Das fühlte sich erstmal etwas anstrengend an, ist uns aber am Ende sehr zugute gekommen, weil wir im Pitch vor der Jury sehr klar rüberbringen konnten, für wen wir das machen. Zudem passte die Art und Weise, wie wir gearbeitet haben, sehr gut zum Legal Design-Mindset und dem interdisziplinären Ansatz. Wir haben sehr von den unterschiedlichen Perspektiven und Backgrounds profitiert – ganz anders, als wenn man z. B. mit vielen weiteren Jurist:innen in einem Raum sitzt.

Der Final-Pitch

Am Ende waren wir sehr überrascht, wie viel man an einem Wochenende schaffen kann. Unser Final-Pitch war fertig und wir konnten der Jury unser Portal präsentieren, das Akteuren im Energiesektor Projektfahrpläne bietet, mit denen sie sich im Selbstservice Energieprodukte auf schnelle und kostengünstige Art beschaffen können. Es ist also eine Art Marktplatz, auf dem sich Anbietetende und Nachfragende treffen und Ideen austauschen. Insbesondere sollen auch Energieversorger/Stadtwerke gemeinsam mit ihren Beratern und Beraterinnen hier funktionierende Lösungen bereitstellen. Wir hoffen, so einen wichtigen Beitrag zur Beschleunigung der Energiewende zu leisten.

Das Interesse am Thema Energiewende ist riesig und die Stadtwerke müssen etwas tun, um klimapositiv zu werden. Es wird viel darüber gesprochen – doch es gibt viel zu wenig Angebote, um den Einzelkämpfer und Einzelkämpferinnen in einem kleinen Stadtwerk dazu in die Lage zu versetzen, etwas zu bewegen. Kommunen brauchen einfache, niedrigschwellige Rechtsberatung, die sofort pragmatisch weiterhilft. Große Lösungen passen nicht – es macht also Sinn, den Markt neu zu denken, eher als Warenhaus, wo der Kunde oder die Kundin sich das nehmen kann, was zu ihnen passt.

Zwar werden wir diese Lösung in der „realen Welt“ nicht in der Original Hackathon-Besetzung umsetzen, aber dennoch weiterhin dran arbeiten. Kristina wird mit ihren beiden Schwestern gründen, Anna weiterhin als Legal Designerin unterstützen.

Es hat großen Spaß gemacht, beim Legal Hackathon auf Leute mit so einer tollen Geisteshaltung und „Out of the box“-Denke zu treffen. Alle waren bereit, gemeinsam etwas zu schaffen und beim Verlassen des Wolters Kluwer Hauptsitzes WKEINS in Hürth hatten wir sofort tausend weitere Ideen, was man alles auf die Beine stellen kann.

Bild: ©Wolters Kluwer Deutschland
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Kristina Hunger ist seit 15 Jahren als Energiejuristin tätig. Nachdem sie lange Zeit in der Rechtsabteilung eines Energieversorgers gearbeitet hat, ist sie seit Anfang 2022 selbstständig mit ihrer Kanzlei LUMOS Legal. Studiert hat sie in Mannheim.

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Anna Balmes ist Volljuristin, Innovation Consultant bei der Beratungsagentur „This is Legal Design“ sowie Legal Designerin bei der ARAG SE. Zuvor war sie als Rechtsanwältin für Marken- und Wettbewerbsrecht bei einer Kölner Kanzlei tätig. Ihr Jurastudium absolvierte sie in Berlin und Bordeaux; zudem hat sie Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam studiert.

Bereits seit ihrem Referendariat beschäftigt sie sich intensiv mit Legal Tech, Legal Design und nutzerfreundlicher Vertragsgestaltung – kurzgesagt mit allem, was Innovation im Rechtsmarkt betrifft.

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